Mit der bisherigen Ernte aus den Parzellen sind auch Nährstoffe vom Acker gewandert. Für den nächsten Satz Gemüse benötigt der Boden nun wieder etwas Nachschub in Form von Dünger. Hierzu eine kleine Einführung in die Düngewirtschaft im ökologischen Landbau und wie wir diese auf den bauerngarten übertragen.
Die Kulturpflanzen der Menschen wurden zu besonderen Zwecken gezüchtet – sie sind anspruchsvoll und bedürfen besonderer Pflege. Überließe man sie der freien Natur, kämen die Gesetze der Wildnis zum Ausdruck: Lebensstarke Pflanzen würden schnell alle Spuren der empfindlichen Pflanzen verschwinden lassen.
Im ökologischen Landbau dient der natürliche Nährstoffkreislauf des Bodens der Grundversorgung der Pflanzen. Dabei spielt auch hier die Fruchtfolgegestaltung eine wesentliche Rolle neben der Zufuhr von Kompost und Wirtschaftsdüngern (z.B. Gülle, Jauche, Mist, Biogasabfälle, Stroh, Gärreste). Da gerade im Gemüsebau der Nährstoffbedarf sehr hoch ist, sind gezielte Düngegaben durch Verwendung von zugelassenen Handelsdüngern notwendig, um den Ertrag und die Qualität der Pflanzen sicherzustellen und den Boden nicht verarmen zu lassen.
Grundsätzlich gilt es, zwei Arten von Düngern zu unterscheiden:
Chemische Düngesalze sind leicht löslich und können von den Wurzeln schnell aufgenommen werden. Ein verantwortungsbewusster Umgang ist hierbei sehr wichtig, denn eine Überdüngung mit umweltschädlichen Folgen ist schnell erreicht. Durch die ständig intensive, schnell verfügbare Düngung haben die Pflanzen keine Auswahlmöglichkeiten. Sie saugen alles auf, was ihnen an schnell verfügbaren Nährstoffen zugeführt wird und Überdüngungs-Symptome werden sichtbar:
Das Wurzelsystem verarmt, da es sich im Boden nicht mehr ausbreiten muss, um Nährstoffe zu suchen und zu finden. Die Zellwände werden weich und die Abwehrkräfte der Pflanze geschwächt. Auch die der Stickstoffeinlagerung dienenden Knöllchenbakterien der Leguminosen stellen ihre Tätigkeit ein, da ihre Arbeit nicht mehr gefragt ist.
Durch die löslichen Salze verarmt zudem das Bodenleben; ihre Reizwirkung auf das Wachstum der Pflanzen bringt einen hohen Humusverbrauch mit sich, sodass der Humus durch chemischen Dünger allein nicht wieder neu gebildet werden kann. Vor allem auf Sandböden, sogenannten leichten Böden, kommt hinzu, dass die leicht löslichen Nährstoffe durch die mangelnde Bodenstruktur nicht gehalten werden und sich die Salze folglich in tieferen Bodenschichten ansammeln oder ins Grundwasser geschwemmt werden.
Unter anderem aus diesen Gründen sind chemisch-synthetische Stickstoffdüngemittel und leicht lösliche Phosphate im ökologischen Landbau verboten.
Organischer Dünger arbeitet hingegen mit dem Bodenleben zusammen. Je nach Bedarf werden seine Nährstoffe langsam gelöst und den Pflanzen angeboten. So können diese starke, widerstandsfähige Zellen ausbilden. Die unterschiedliche Strukturierung des dargebotenen organischen Düngers regt die Bodenlebewesen zur Arbeit an.
Bei den Organischen Düngern wiederum unterscheiden wir zwischen Handelsdüngern und Wirtschaftsdüngern.
Zu den Wirtschaftsdüngern zählen alle Dünger, die in der Landwirtschaft selber gewonnen werden wie Mist, Gülle und Kompost. Ihnen ist gemein, dass sie tendentiell langsam wirken und neben der Bereitstellung von Pflanzennähsrtoffen wie Stickstoff, Phosphor und Kalium auch einen Beitrag zum Humusaufbau leisten.
Ökologische Handelsdünger werden überwiegend im ökologischen Gemüsebau eingesetzt. Sie sind in der Regel Nebenprodukte der Lebensmittelverarbeitung und stammen nicht aus der Landwirtschaft selber. Der Biobauer kauft sie in Säcken. Hier wiederum unterscheiden wir zwischen Pflanzlichen und Tierischen Handelsdüngern. Tierische Handelsdünger sind zum Beispiel Hornspäne oder Hornmehl. Im bauerngarten setzte wir einen pflanzlichen Handelsdünger ein, der unter dem Namen „Maltaflor“ verkauft wird. Er besteht aus getrockneten und gepressten Malzkeimen und ist ein Nebenprodukt der Bierherstellung.
Humus ist der unbelebte Teil der organischen Substanz. Er besteht aus abgestorbenen Pflanzen wie Rasenschnitt, Beikräuter, Äste, Stroh und Mist, die von den lebenden Bodenorganismen (Edaphon) zerkleinert und verdaut und durch verschiedene chemische und physikalische Prozesse umgewandelt wurden.
Ein humoser Boden ist für Pflanzen, die auf ihm wachsen aus verschiedenen Gründen vorteilhaft: In Bezug auf die Pflanzenernährung kann Humus viel mehr Nährstoffe speichern und mobilisieren als der mineralische Teil des Bodens. Er bietet den für die Mineralisierung der Nährstoffe wichtigen Organismen optimale Bedingungen, hält Feuchtigkeit besser und wirkt als Puffer gegenüber klimatischen Veränderungen, und ebenso auch als Puffer für natürlich im Boden ablaufende chemische Prozesse wie z.B. die Säureregulierung.
Kompost und Mist, also optimalerweise die betriebseigenen Wirtschaftsdünger, sind gute Humusdünger.
Gezielt eingesetzte Düngung unterstützt all diese Vorgänge und ermöglicht den Pflanzen ein gesundes Wachstum. Dass die „richtige“ Menge dabei ein schmaler Weg zwischen zu viel und zu wenig ist, ist mit Sicht auf diese Komplexität nicht verwunderlich.