Wir haben es satt! – 10 Jahre Agrar-Demo

Die Agrar-Demo „Wir haben es satt!“ traf sich am 18.01. zum 10. Mal am Brandenburger Tor mir Ständen, Kundgebungen, Konzerten und natürlich einer Menge Traktoren. Auch das bauerngarten-Team war dabei, mit großem und kleinen Traktor. Ein blauer Himmel blitzte über den Trecker-Kolonnen und sorgte für gute Stimmung, sowohl hinter der Bühne im Suppenzelt als auch auf den Fahrersitzen.

Die Demo wird mit jedem Jahr wichtiger; die bereits spürbaren Konsequenzen des Klimawandels gekoppelt mit den anstehenden parlamentarischen Entscheidungen bezüglich Agrarpolitik machen die „Wir haben es satt!“-Demo zum Brennpunkt einer wichtigen Debatte. Ein wichtiges Motiv für uns war die politisch gesteuerte Verteilung von Geld an die falschen Konzerne und Menschen. Die Landwirtschaft bekommt eine Menge Geld aus dem EU-Haushalt, der so genannten Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), die fast 40% des gesamten EU-Haushalts ausmacht. Wie diese Massen an Geldern verteilt werden, wird alle 7 Jahre neu entschieden. Der bisher wichtigste Faktor zur Verteilung ist Größe. Einfach gesagt bedeutet das: Wer viel Fläche bewirtschaftet, bekommt viel Geld.

Auf der Demo am 18. Januar gingen wir auch auf die Straße, weil 2020 die neue GAP in Kraft tritt und wir wollen, dass für die Verteilung der EU-Gelder andere Kriterien als die Flächengröße angewendet werden. Mehr Geld für Tierwohl, für ökologischere und für klimafreundliche Landwirtschaft und eine Kappung der Fördermittel ab einer gewissen Betriebsgröße. Außerdem sollen die ersten Hektare gesondert gefördert werden, um kleine Betriebe zu stärken. Damit kann verhindert werden, dass es nur noch riesige Agrarkonzerne gibt, in denen kaum Menschen arbeiten, die kleine Höfe verdrängen und unsere Landschaften in monotone Riesenagrarflächen verwandeln.

Aber was hat der bauerngarten damit zu tun?

Wir sind kein traditioneller Bauernhof, aber wir machen Landwirtschaft, das bedeutet, wir fühlen uns sowohl der Natur, z.B. dem Boden, als auch den Menschen verpflichtet (denen, die ihn bearbeiten und denen, die sich von seinen Früchten ernähren). Wir erleben in unserer Arbeit immer wieder, dass es einen Unterschied macht, wenn Menschen selbst gärtnern. Es verändert den Blick auf unsere Lebensmittel und Essgewohnheiten. Wir sind gegen eine pur marktbasierte Fremdversorgung der Verbraucher, die ignoriert, welchen Preis Lebensmittel wirklich haben. Um das zu verstehen, gibt es kaum einen geeigneteren Weg, als selbst einmal Kartoffeln auszugraben und im Hitzesommer 2018 um die eigene Parzellenernte zu bangen.

Wir waren froh dieses Jahr wieder dabei gewesen zu sein und haben uns über all die Unterstützung, den Zusammenhalt und den Enthusiasmus gefreut, der von allen Seiten kam.