Zu den Fruchtgemüsen zählen viele der schmackhaften, aus südlicheren Gefilden stammenden Kulturen wie Tomate, Gurke, Zucchini, Kürbis und Paprika. Ihnen gemeinsam ist, dass wir ihre Früchte ernten und verzehren. Im Gegensatz dazu werden bei Blattgemüsen die Blätter und bei Wurzelgemüsen die Wurzeln geerntet. Abgesehen von Zucchinis und Kürbis sind Fruchtgemüse in unseren Breiten klassische Gewächshauskulturen. Sie sind extrem frostempfindlich und werden deswegen meist erst nach den Eisheiligen gepflanzt. Während Zucchini, Gurke und Kürbis auch ohne Dach aus Glas oder Folie gute Erträge liefern, bleiben die Erträge von Freilandtomaten und -paprika häufig weit hinter denen im geschützten Anbau zurück. Bei den Tomaten ist – ähnlich wie bei den Kartoffeln – die Lebensdauer begrenzt. Die Pflanzen tragen häufig nur bis September, dann welken sie. Dies liegt an einer Pilzerkrankung, die durch den Erreger Phytophthora Infestans hervorgerufen wird. Sie ist in Deutschland unter dem Namen Kraut- und Knollenfäule bekannt.
Pflegetipps

- Tomaten ausgeizen. Ausgeizen bedeutet, dass wir alle Seitentriebe ausbrechen. Schon wenige Tage, nachdem die Pflanze ein neues Blatt gebildet hat, sprießt zwischen Haupttrieb und Blatt (Blattachse) ein neuer Nebentrieb. Dieser wird rasch größer und sollte möglichst bald entfernt werden, bevor er zu groß wird. Beim Ausgeizen verfolgen wir das Ziel, die Triebbildung konkret zu lenken und der Pflanze eine klare Struktur mit nur einer oder wenigen Sprossachsen zu geben. Werden Tomaten nicht durch Ausgeizen erzogen, wird die Pflanze buschig. Die Blätter und Füchte hängen dann auf dem Boden und werden schneller krank. Mit Ausnahme von Buschtomaten wollen alle Sorten ausgegeizt werden.
- Blüten ausbrechen ist besonders in den ersten Wochen bei allen Fruchtgemüse-Pflanzen sinnvoll. Vor allem bei den Gurken werden die Blüten auch im weiteren Verlauf des Pflanzenwachstums ausgebrochen. Hier lässt man jede zweite der Früchte stehen, die sich in jeder Blattachsel bilden. Bei der Paprika wird das Schotenwachstum extrem befördert, wenn man die erste, meist schnell auch sehr große Königsblüte entfernt. Das kann auch noch getan werden, wenn sich daraus schon eine kleine Schotenfrucht gebildet hat.
- Stützen und Rankhilfen sind für viele Fruchtgemüse hilfreich, zum Teil notwendig. Tomaten brauchen einen Stock oder einen Spiralstab als Stütze, damit sie nicht durch den Wind oder aufgrund des Gewichts der Früchte umknicken. Gurken lieben einen Kletterturm, am besten aus mindestens drei pyramidenförmig angeordneten Stöcken, die in der Mitte zusammengebunden werden. Bei Kürbis gibt es Sorten, die Klettern können und wollen, der Hokkaido rankt gerne ebenerdig.
Vier Wirkprinzipien sind dabei wichtig zu verstehen, wenn wir von Fruchtgemüsen eine schöne Ernte haben wollen:
- Viele Wurzeln + Blätter = viele Früchte; wenige Wurzeln und Blätter = wenige Früchte. Von der zeitlichen Entwicklung der Pflanze her beginnt das vegetative Wachstum vor der Fruchtbildung. Sobald die Pflanze Früchte großzuziehen hat, bindet dies viele ihrer Kräfte. Wenn die Pflanze zu früh Früchte trägt, bleibt das vegetative Wachstum zurück und man erntet weniger Früchte.
- Ausgereifte Früchte sind eine Wachstumsbremse. Ziel der Pflanze ist – so zumindest die Biolog*innen – die Arterhaltung. Sobald eine Pflanze wie die Gurke oder die Zucchini in den Früchten die Samen komplett ausgebildet hat, hat sie ihr Ziel erreicht und nimmt meist das vegetative Wachstum und die Fruchtbildung stark zurück. Häufig sieht man in verwilderten Parzellen sehr kleine Gurkenpflanzen, mit einer einzigen großen, ausgereiften Gurke. Gurken und Zucchini werden von daher vor der Samenreife geerntet. Ausgereifte Gurken bekommen eine gelbe, Zuchini eine dunke, sehr feste Schale.
- Memory-Effekt. Wenn Fische in einem kleinen Teich leben und wenig Platz und Nährstoffe haben, bleiben sie deutlich kleiner als ihre Artgenossen, die im Überfluss leben. Lebt ein Maissetzling zu lange in seinem Erdpresstopf, bleibt er lieber klein. Er kann dann in die beste Erde verpflanzt werden – wenn er sich schon gemerkt hat, dass es in dieser Welt für ihn nicht viel zu holen gibt, bleibt er auch in der guten Erde klein.
- Notblüte und Blüten ausbrechen. Manchmal setzen Jungpflanzen „Notblüten“ aus Stress an. Da diese wie oben beschrieben unerwünscht sind, brechen wir sie aus. Vorsicht mit der Triebspitze! Sie ist das Herz der Pflanze, aus der neue Blätter und Blüten gebildet werden können. Nie die Blüten direkt an der Triebspitze abbrechen, immer nur die älteren Blüten. Die Gefahr, dass beim Ausbrechen die Triebspitze, also das Herz, mit ausgebrochen wird, ist sonst zu groß. Durch das Ausbrechen der Notblüten versuchen wir die Pflanze zu überzeugen, wieder weiter zu wachsen, was auch sehr häufig gelingt.
Ernte
Regelmäßiges Ernten ist bei den Fruchtgemüsen besonders wichtig. Tomaten reifen bei Hitze sehr schnell und fallen dann ab, wenn sie überreif sind. Zucchini, Tomaten, Physalis und Gurken (übrigens auch Buschbohnen und Erbsen) sollten generell mindestens wöchentlich geerntet werden, weil die Früchte sehr schnell wachsen können. Besonders Zucchini sollten immer geerntet werden, sobald sie größer als 15 cm sind. Ähnlich wie Tiere haben Pflanzen ein ausgeklügeltes Hormonsystem, welches unter anderem die Frucht- und Blattbildung beeinflusst. Wir sprechen hier von einem vegetativen Pflanzenwachstum, das sich auf die Wurzel- und Blattmasse bezieht, im Gegensatz zum generativen Wachstum, das die Bildung von Blüten und Früchten, den pflanzeneigenen Fortpflanzungsorganen, beinhaltet.
Die Paprikaschoten im bauerngarten reifen erst Mitte September zu roten Früchten ab. Auch gelb und orange können die Früchte gegessen werden. Die Spätsommersonne trägt jedoch erheblich zum Aroma bei. Also gerne noch warten.
Kürbisse müssen an der Pflanze richtig gut abreifen. Das heißt, der Stiel müss verkorken und die Schale fest werden. Erst dann sind sie lagerfähig. Dort regt auch eine verfrühte Ernte nicht zu weiterer Fruchtbildung an.




