
Ziel des Bewässerns im bauerngarten ist es, die Pflanzen und den Boden optimal mit Wasser zu versorgen. Dabei soll nicht möglichst viel bewässert werden, sondern im richtigen Maß, um den verschiedenen Kulturen und ihren Bedürfnissen gerecht zu werden und gute Erträge zu ermöglichen ohne den Krankheitsdruck in die Höhe zu treiben. Das Auge ist leider manchmal ein schlechter Ratgeber, wenn es um die Frage geht, ob die Pflanzen Wasser brauchen.
Es ist heiß, die Sonne knallt auf den schattenfreien Acker und in der Mittagshitze hängen die Blätter schlaff herunter. Das tut dem Gärtnerherz weh, schließlich kann man die Hitze gut nachfühlen und entwickelt dadurch viel „Verständnis“ für die kleinen Pflänzchen. Pflanzen sind uns Menschen auch gar nicht so unähnlich. Auch sie transpirieren. Bei voller Sonneneinstrahlung ist die Transpiration höher als die Aufnahme von Wasser durch die Wurzeln. Dies führt dazu, dass die Blätter schlaff werden.
Eine Gärtnerregel besagt, dass Pflanzen dann zu wenig Wasser haben, wenn sie morgens bei Sonnenaufgang immer noch welk aussehen. Das zur Optik. Es gibt aber auch andere Methoden: Mit einem Spaten sticht man spatentief in die Erde und hebt diese vorsichtig aus: Wie ist die Erde auf dem Spaten beschaffen? Ist sie feucht und kalt? Klumpt sie wenn man sie drückt oder nicht? Ab wieviel Zentimetern wird es nass? Das sind Fragen, die man sich selbst mit dieser sogenannten Spatenprobe beantworten kann. Nur wenn die ganze Erde auf dem Spaten trocken und staubig ist, ist es höchste Zeit zu gießen.

Fakten der bauerngarten-Bewässerung
Kontrolle ist besser als Vertrauen und Rechnen besser als Raten. Das gilt auch für die Bewässerung im bauerngarten. Daher hier ein paar handfeste Fakten:
Im Frühjahr haben wir in jedem Kreis mindestens einen Regenmesser aufgestellt, den wir wöchentlich ablesen und die Wassermengen notieren. So sehen wir bei jedem Kreis, ob genug beregnet wurde und steuern gegebenenfalls nach.
du selbst kannst die Bodenfeuchte mit der Spatenprobe kontrollieren. Das machen wir im Team auch regelmäßig. Zusammen mit den Auswertungen der Regenmesser bekommen wir so ein sehr konkretes Bild davon, wie es um die Bodenfeuchte bestellt ist.
Die wöchentliche Bewässerungsdauer im bauerngarten beträgt im Normalfall 4 Stunden für jeden Gartenkreis. Bei großer Hitze und lang anhaltender Trockenheit erhöhen wir sie auf 6 Stunden. Diese 4 bzw. 6 Stunden verteilen sich auf zwei Nächte (Zeitraum: 20 Uhr bis 8 Uhr) in der Woche, wobei nicht alle Kreise in denselben zwei Nächten bewässert werden. Der Grund dafür ist ein technischer: Damit die Kreisregner das Wasser ausreichend weit werfen, muss das Wasser mit hohem Druck aus dem Regner schießen. Das geht nur, wenn nicht alle Regner gleichzeitig laufen, sondern zeitlich versetzt nacheinander an die Reihe kommen. Deshalb können nicht alle Kreise in einer Nacht bewässert werden und deshalb sehen manche Kreise am Morgen trockener aus als andere.
Die wöchentlichen Bewässerungsgabe bewegt sich bei der oben genannten Bewässerungsdauer zwischen 25 und 35 ml Niederschlag. Das entspricht rund 30 Litern pro Quadratmeter oder 24.000 Litern pro Gartenkreis.
Immer wieder werden wir bei heißem Wetter gefragt, ob es Sinn macht, mit der Gießkanne nachzugießen. Jein, an einigen wenigen Stellen macht es schon Sinn: In den äußeren Beeten, also am Kreisrand, wo bei starkem Wind manchmal das Wasser des Kreisregners nicht mehr hingelangt. Und an den Stellen, an denen ihr ganz frisch Jungpflanzen eingesetzt habt. Ein Blick auf die Zahlen macht deutlich, dass es keinen Sinn macht, die gesamte Parzelle mit der Gießkanne zu bewässern:
24.000 Lieter bringen die Kreisregner bei Hitze jede Woche auf jeden Kreis. Das entspricht 2.400 Gießkannen pro Woche und Kreis. Das sind immer noch 133 Gießkannen auf eine große Parzelle oder 67 auf eine kleine Parzelle. Die professionelle Bewässerungstechnik leistet also enorm viel und es ist schwer möglich, mit Gießkannen ähnliche Mengen zu bewegen. Deshalb gilt: Wenn du Dir die Mühe machst, volle Gießkannen zu schleppen, dann setze Prioritäten, um einen Effekt zu erzielen.