
Die kommende Woche wird für uns im bauerngarten-Team sehr aufregend. Die große Wir-haben-es-satt-Demo steht an. Warum aber ist diese für uns Landwirte eigentlich so wichtig? Und warum rufen wir Dich als Bauergärtner*in auf, mit uns auf die Straße zu gehen?
Weil es so schön ist, wollen wir mehr davon
Regionale Lebensmittel überzeugen. Durch guten Geschmack, Klima- und Umweltschutz und den Erhalt sozialer Strukturen auf dem Land. Leider gibt es viele Faktoren, die es gerade kleineren bäuerlichen Betrieben erschweren, Landwirtschaft zu betreiben. In Berlin-Brandenburg ist es zum Beispiel sehr schwer, landwirtschaftliche Flächen zu pachten oder zu erwerben. Ein Thema mit dem auch der bauerngarten jahrelang zu kämpfen hatte. du als Bauerngärtner*in hast wahrscheinlich über das Ackern und die gewonnene Ernte aus Deiner Parzelle einen guten Bezug zu deinem Essen. Wir erleben in unserer Arbeit immer wieder, dass es einen großen Unterschied macht, ob Menschen wissen, woher ihr Essen kommt, wer ihr Gemüse anbaut, wie Tiere aufwachsen. Mehr Regionalität ist deshalb ein wichtiger Grund, weshalb wir am kommenden Samstag demonstrieren gehen.
Warum sterben die kleinen Höfe?
Es gibt viele Gründe, warum bäuerliche Strukturen zunehmend ums Überleben kämpfen. Ein ständiger Preisdruck (sowohl für konventionelle als auch für Bioprodukte) ist ein Grund. Wir kennen die Debatte beim Thema Milch. Faktisch kann eine bäuerliche Landwirtschaft mit den Preisen industriell produzierter Lebensmittel nicht konkurrieren. Die Frage, die wir uns stellen müssen lautet also: Geht es uns nur darum, möglichst preisgünstig zu essen? Oder wollen wir, dass die Orte an denen unsere Lebensmittel hergestellt werden, lebenswert sind. Für Mensch, Tier und Natur. Die Preise für Lebensmittel sind also auch immer auch ein Ausdruck unseres Umgangs mit Tier, Mensch und Natur.
Ein anderer wichtiger Grund ist die politisch gesteuerte Verteilung von Geld. Die Landwirtschaft bekommt eine Menge Geld aus dem EU-Haushalt, der so genannten Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), die fast 40% des gesamten EU-Haushalts ausmacht. Wie diese Massen an Geldern verteilt werden, wird alle 7 Jahre neu entschieden. Der bisher wichtigste Faktor zur Verteilung ist Größe. Einfach gesagt bedeutet das: Wer viel Fläche bewirtschaftet, bekommt viel Geld. Auf der Demo am 19. Januar gehen wir auch auf die Straße, weil in Kürze die ab 2020 in Kraft tretende neue GAP beschlossen wird und wir wollen, dass für die Verteilung der EU-Gelder andere Kriterien als die Flächengröße angewendet werden. Mehr Geld für Tierwohl, für ökologischere und für klimafreundliche Landwirtschaft und eine Kappung der Fördermittel ab einer gewissen Betriebsgröße. Außerdem sollen die ersten Hektare gesondert gefördert werden, um kleine Betriebe zu stärken. Damit kann verhindert werden, dass es nur noch riesige Agrarkonzerne gibt, in denen kaum Menschen arbeiten, die kleine Höfe verdrängen und unsere Landschaften in monotone Riesenagrarflächen verwandeln.
Aber was hat der bauerngarten damit zu tun?
Wir sind kein traditioneller Bauernhof, aber wir machen Landwirtschaft, das bedeutet, wir fühlen uns sowohl der Natur, z.B. dem Boden, als auch den Menschen verpflichtet (denen, die ihn bearbeiten und denen, die sich von seinen Früchten ernähren).
Wir erleben in unserer Arbeit immer wieder, dass es einen Unterschied macht, wenn Menschen selbst gärtnern. Es verändert den Blick auf unsere Lebensmittel und Essgewohnheiten. Wir sind gegen eine pur marktbasierte Fremdversorgung der Verbraucher, die ignoriert, welchen Preis Lebensmittel wirklich haben. Um das zu verstehen, gibt es kaum einen geeigneteren Weg, als selbst einmal Kartoffeln auszugraben und im Hitzesommer 2018 um die eigene Parzellenernte zu bangen.
Wir arbeiten eng mit anderen Landwirten in der Region zusammen, tauschen Pflanzgut, Mist, Maschinen und vor allem Erfahrungen aus. (Was hätten wir nur ohne den Kartoffelroder der Blumberger Gärnterinnen gemacht ;)). Wir versuchen gemeinsam, immer mehr Menschen mit regionalen und fair produzierten Lebensmitteln zu versorgen. Und wir wollen, dass die bäuerlichen Betriebe in unserer Region (und darüber hinaus) weiter existieren, dass mehr junge Landwirte Höfe übernehmen und von ihrer Arbeit wirklich leben können. Darum rollen unsere Traktoren am Samstag, den 19. Januar um 12 Uhr zur Demo am Bandenburger Tor.
Sei dabei, wir freuen uns !!!