Liebe Bauerngärtnerin, lieber Bauerngärtner
Zum Jahreswechsel ändert sich bei mir oft die Perspektive auf das kommende Frühjahr. Während Ende Dezember der Frühling mit seinen wilden Pflanzwochen blass und abstrakt erscheint, sehe ich ihn Anfang Januar oft lebendig und farbenfroh vor dem inneren Auge. Besonders, wenn – wie in diesem Jahr – bereits der Neujahrstag nach Frühling schmeckt. :-)
Bevor wir gedanklich in die neue Saison eintauchen, möchte ich mit euch das vergangene Jahr 2021 Revue passieren lassen. Irgendwie war es auch die 13. Saison, zumindest, wenn man das erste bauerngarten-Jahr 2009 an meinem Studienort Witzenhausen auch mitzählt.

Etwas später als üblich findest du hier einen Jahresrückblick für die vergangene bauerngarten-Saison 2021. Viel Freude beim Lesen und ruhige, gesunde und (möglichst) gesellige Wintermonate wünscht weiterhin
euer Max
Der Anfang
Letztes Jahr im Januar wusste niemand, was die Saison diesmal bringt – nur dass es eine Corona-Saison werden würde, stand irgendwie fest, als wir Saatgut bestellen wollten. Die Hobbyspate unseres Saatgutlieferanten fegte die Lager von mancher Kultur schneller leer, als wir handeln konnten. Irgendwie hat es aber doch unser Saatgut bekommen.
Die Frühjahrsarbeiten liefen dieses Jahr glatt über die Bühne, kein Grubber ging entzwei und keine späten Fröste, Dauerregen oder Frühjahrsstürme störten unsere Saisonvorbereitungen. Auch keine Einbrüche im Lager, geklauten Sprinter oder andere Späße, die das Frühjahr manchmal für uns bereit hält.
Unser Cheftraktorist Birk hat dieses Jahr fleißig bei fast allen Nachbarn Mist geholt. In den Havelmathen war er dabei besonders schnell, wie das Video oben zeigt.
Pflanzzeit
Die Pflanzwochen waren wieder eine Mischung aus Schweiß und Muskelkater, Pudelmützen und Sonnenbrand, Cowboykaffee und Schokolade, Sprintertetris und Ozeane voll Jungpflanzenkisten, kleinen Katastrophen und großer Stolz auf die fertigen Kreise. Neu waren in diesem Jahr die Dehnübungen fürs Pflanzteam, angeleitet durch unseren FÖJ-ler Emilio, die Knoblauch-Jungpflanzen und die getackerten Parzellenschilder. Danke nochmal an die Helfer, die letztes Jahr so mutig waren mir zu sagen, es sei keine kluge Idee, 900 Parzellenschilder mit Schnur zu binden. :-)
Die Gemüsekreise
Die Saison war kühl-feucht bis klitschnass. Der Spinat, glatte Petersilie und der Fenchel fanden das prima. Salat, Kartoffel, Karotten und Lauch war das egal. Tomaten, Paprika und Gurke fanden das Wetter langweilig, sie waren dementsprechend wenig motiviert. Wenig motiviert waren auch Mangold und Rote Bete, das lag aber an unseren pflanzenmitessenden Mitlebewesen, namentlich Fadenwürmer oder Nematoden, die waren irgendwie motivierter als die Vorjahre und knabberten an den Wurzeln.
Für uns im Team war das Wetter eine echte Herausforderung, gefühlt haben wir die Bewässerungscomputer so oft umgestellt wie die letzten 5 Jahre zusammen. Während im bauerngarten Mette der neue Brunnen für viel Freude sorgte, ließ uns die Bewässerung in Ahrensfelde graue Haare wachsen. Glücklich waren wir, als der Fehler gefunden war. Ein Schelm hatte den Motorschutzschalter der Pumpe verstellt.
Das Drumherum
Jenseits der Gemüsekreise hat sich der Ansatz, die Standortpflegearbeiten zu dezentralisieren, weiter bewährt. Die Kleintraktoren, die der Hof Wendelin als Betreiber der bauerngärten vor zwei Jahren angeschafft hat, passen in den Betrieb und unsere vier Standortpfleger Arne, Beate, Micha & Sylvestre halten dem Orgateam den Rücken soweit frei, dass wir uns auf die Jonglage zwischen den Standorten konzentrieren können.
Erfreulich fand ich nach all den Jahren intensiver Workshop-Angebote aus dem Team heraus, dass sowohl die Ackerkurse der externen Dozenten als auch die Ackersprechstunden der Tutor*innen von euch dankbar angenommen wurden und viel Applaus bekamen.
Saisonende
Gegen Ende der Saison kamen die Kleintraktoren nochmal richtig zum Einsatz. Die letzten Jahre hatten wir die Herbstbodenbearbeitung und Aussaat unserem „Großen“ überlassen. Letztendlich haben die unsteten Wetterverhältnisse uns dieses mal den Impuls gegeben, unmittelbar im Anschluss an das Resteplündern die kleinen Traktoren zu starten und die Flächen zu mulchen. So konnten viele Altgärtner*innen zum ersten Mal den Anfang vom Ende ihrer Ackerparzelle miterleben und die Saison zwischen laufenden Traktoren verabschieden.
Bei der Auswahl der Winterzwischenfrucht wollen wir zukünftig den Winterroggen mit anderen Zwischenfrüchten abwechseln. Aufgrund der späten Aussaat kommen vor allem Wintergetreide in Frage. Dieses Jahr haben wir deswegen Winterweizen statt Winterroggen verwendet. In den Brachekreisen für kommende Saison haben wir ein Gemenge aus Wicke und Weizen ausgesät. Diese sollen bis in den kommenden Mai wachsen können, um dann reichlich Mulchmaterial für die bauerngarten-Parzellen zu liefern. Mal sehen, wie uns das gefällt.